Roy und Celestial sind ein wunderbares Paar, er ein aufstrebender Handelsvertreter, sie eine vielversprechende Künstlerin. Sie verlieben sich leidenschaftlich, heiraten… und nichts wird gut. Das liegt vielleicht nicht nur aber auch daran, dass beide schwarz sind und im Süden der Vereinigten Staaten leben. Denn wäre seine Hautfarbe weiß gewesen, wäre der Vorwurf der Vergewaltigung, unter den Roy gerät, mit Sicherheit sorgfältiger geprüft und er wohlmöglich nicht zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt worden.

„In guten wie in schlechten Tagen“ ist der vierte Roman der afroamerikanischen Autorin Tayari Jones und der erste, der ins Deutsche übersetzt wurde. Was das Buch auszeichnet, ist seine Vielschichtigkeit: Im Vordergrund steht eine tiefgehende Liebesgeschichte, bei der die Hautfarbe zunächst keine Rolle spielt. Über die beiden sehr unterschiedlichen Elternhäuser – Roy hat sich aus einfachen Verhältnissen hochgearbeitet, während Celestial aus der recht wohlhabenden Mittelschicht kommt – entsteht dann aber doch ein Gesellschaftspanorama, das zeigt, unter welchem enormen Beweisdruck die Farbigen in den USA immer noch stehen. Die aus wechselnden Perspektiven erzählte Handlung – neben Roy und Celestial auch ihr gemeinsamer Freund Andre – lässt keine schwarz-weiß, gut-böse Sicht zu, und schon gar keine plakative Verurteilung. Der böse, rassistische weiße Mann kommt nicht vor, die Charaktere haben selbst genug Potenzial, um sich das Leben schwer zu machen. Der Rassismus ist quasi nur die Kulisse dieses ergreifenden Ehedramas – allerdings besteht auch kein Zweifel daran, dass das Schicksal von Roy und Celestine vor einer anderen Kulisse auch eine andere Wendung genommen hätte. Das mag auch der Grund sein, warum kein geringerer als Barack Obama, wie die Rückseite des Buches verrät, für diesen Roman wirbt, der ihn zutiefst bewegt habe. Dem kann ich mich nur anschließen. (nil)