Der letzte Satz

Robert Seethaler; Der letzte Satz

Sicher haben Sie schon einmal eine Sinfonie oder ein anderes Musikstück Gustav Mahlers gehört, des österreichischen Komponisten an der Schwelle zur Moderne. Ob es Ihnen gefallen hat? Wie dem auch sei, diese kleine Art Biografie des Österreichers Robert Seethaler, geb. 1966 in Wien, über Gustav Mahler werden Sie schnell und mit Interesse lesen können und danach vielleicht Wege suchen, auch Mahlers Musik zu begegnen.

Wir begleiten Gustav Mahler auf seiner letzten Reise 1911 von Amerika nach Europa. Er sitzt, in Decken gewickelt, todkrank alleine auf dem Sonnendeck eines großen Überseedampfers, während unter Deck seine Frau Alma und seine Tochter frühstücken. Sie sind da, aber nicht bei ihm. Die wichtigsten Begebenheiten seines Lebens ziehen ungeordnet durch seinen – und unseren Kopf. Wie war das zum Beispiel, als er seine große Liebe Alma kennenlernte? Und verlor? Wie kämpfte er mit seinem schwachen Körper oder gegen die Widrigkeiten des Wiener Opernbetriebes? Immer reflektiert und kommentiert Mahler seine Erinnerungen, aber auch das ihn umgebende Meer; er führt sozusagen ein geräuschloses Selbstgespräch. Wie blickt er zurück auf sein Leben und wie stellt er sich seinem Tod, der doch auch „nur eine Idee der Lebenden ist“ und „nicht da ist, solange man ihn sich vorstellen kann“?

Ab und zu erscheint ein noch kindlicher Schiffsjunge, der abgestellt ist, nach „dem Direktor“ zu sehen. Ihre schroffen, aber intensiven Gespräche spiegeln Mahlers Wesen, sowohl seine gewollte Einsamkeit wie seine Lebensneugier. Denn selbst hier, fast am Ende seines Lebens, entwickelt sich noch zwischen dem unbekannten Kind und dem Genie eine leise, warme Beziehung. Ein genialer Trick des Autors, uns Mahler als Mensch unter Menschen zu zeigen.

Was ist nun „der letzte Satz“? Lesen Sie ihn selbst in diesem kurzen, aber eindrücklichen, in einfacher Manier geschriebenen Buch!

PS.: Fast mehr ist vom selben Autor zu empfehlen: „Ein ganzes Leben“.

(Hanna Meuß-Dold)